Schlachten, Kriege und Angriffe – Eintauchen in die Geschichte Berns
Seit bald 200 Jahren ist in der neutralen Schweiz und in Bern Ruhe eingekehrt. Leicht könnte der Eindruck entstehen, diese Ruhe sei Normalität. Doch der Schein trügt. Nicht immer war die Lage in den letzten Jahrhunderten so. In Berns Geschichte gab es nämlich gleich mehrere wichtige und teilweise verlustreiche Schlachten und Kriege in und rund um Bern.
1289: Schlacht bei der Schosshalde
Nur unweit des Standorts vom Zentrum Paul Klee, wo Interessierte heutzutage ab den Bildern des berühmten Malers und anderen Kunstausstellungen ins Schwärmen kommen, nahm vor über 750 Jahren eine wegweisende Schlacht seinen Lauf. Bern hatte damals den Habsburgern die Bezahlung der Rechtssteuer verweigert und stattdessen einen Bund mit dem Haus Savoyen geschlossen. Für die Habsburger war dies zu viel des Guten. Ein Angriff war unausweichlich. So kämpften die Berner am 27. April 1289 gegen die Habsburger. Diese versteckten sich laut Zeitzeugen im Osten Berns und lockten die Berner Kämpfer in einen Hinterhalt, nahmen fest wen sie erwischten und brachten um, wer floh. Im Anschluss an die Schlacht begannen Friedensverhandlungen. Als Folge der Niederlage mussten die Berner mehr Steuern und hohe Bussen bezahlen. Allerdings blieben sie reichsfrei und mussten sich den Habsburgern nicht unterwerfen. Trotz der milden Bestrafung begann in Bern anschliessend die Suche nach den Schuldigen für die Niederlage.
1339: Schlacht bei Laupen
Laupen im Jahr 2025 – eine ruhige und idyllische Kleinstadt im Berner Mittelland, keine 20 Autominuten von Bern entfernt. Kaum vorstellbar, dass hier vor fast 700 Jahren eine bedeutende Schlacht tobte. Grund dafür war das Aussterben der Zähringerfamilie, der Stadtgründer Berns. Weil Berchtold V. von Zähringen keine männlichen Nachkommen hatte, endete die Macht der Familie 1218 mit seinem Tod. Die Stadt Bern wurde reichsfrei, was bedeutete, dass die Stadt direkt dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches unterstellt war, sich jedoch zunehmend eigenständig verwaltete. Zusätzlich wurde das Gebiet durch Eroberungen in den folgenden Jahren immer grösser. Dies gefiel nicht allen. Vor allem ein Zusammenschluss adliger Familien und Städte störte sich daran und versuchte Berner Gebiete zu überfallen. Bern besetzte daraufhin das strategisch wichtige Schloss und das Städtchen Laupen. Die Belagerung mündete in der Schlacht von Laupen, in welcher sich die Berner mit ihren Verbündeten (unter anderem Uri, Schwyz und Unterwalden) gegen die Herausforderer durchsetzen konnten. Auch mit dem Sieg der Berner kehrte nicht direkt Ruhe ein, weil die Spannungen und Machtkämpfe weiter anhielten und es neue Überfälle und wirtschaftliche Sanktionen gab.
1353: Beitritt zur Eidgenossenschaft
Im Jahre 1353 ereignete sich Wegweisendes. Die Stadt Bern, bis zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger selbstbestimmt und unabhängig unterwegs, trat der Eidgenossenschaft bei und wurde dadurch zum achten Kanton. Durch diesen Schritt wurde die militärische Kraft der Eidgenossenschaft mit einem Schlag deutlich grösser. Dies war allerdings nicht der einzige Vorteil. Auch die geographische Position Berns war für die Eidgenossenschaft von grossem Nutzen. Bern wiederum konnte sich mit dem Beitritt der Unterwerfung vor Habsburg entziehen und behielt seine Entscheidungskraft. Ganz allgemein war die Stadt Bern damals eine der mächtigsten und wohlhabendsten Städte Mitteleuropas und der Schritt deshalb ein starkes Signal für Politik, Wirtschaft und Militär.
1383: Burgdorferkrieg
Bei einem Besuch der Jugendherberge mit integriertem Restaurant im Schloss Burgdorf lässt sich leicht vergessen, dass die hohen Schlossmauern einst anderen Zwecken dienten. Im 14. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahre 1383, wurde das Schloss zum Schauplatz eines Krieges zwischen der Stadt Bern und Rudolf II, dem Grafen von Neu-Kyburg. Dieser hatte die Stadt Solothurn überfallen, um sich die Vormacht in der Region des heutigen Mittellandes zu sichern. Die Stadt Bern reagierte prompt und belagerte Stadt und Schloss Burgdorf. Nach mehreren Wochen intensiver Angriffe, welchen die Verteidiger Burgdorfs allesamt erfolgreich trotzten, musste die Stadt Bern den Konflikt aufgrund hoher Kriegslasten und interner Unruhen beenden. Im Nachgang dieses Krieges erwarb die Stadt Bern die Städte und Schlösser Burgdorf und Thun für insgesamt 37’000 Gulden. Kaum auszumalen, welchen Wert dieser Betrag heute hätte…
1476: Schlacht von Murten
Murten, etwas über 30 Kilometer von Bern entfernt, war im Jahr 1476 der Schauplatz einer wichtigen Schlacht. Die damaligen Kantone der Schweizer Eidgenossenschaft (inklusive Bern) kämpften gegen die Truppen von Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund. Dieser erreichte die Stadt Murten am 9. Juni 1476 und startete unverzüglich mit der Belagerung, die insgesamt 13 Tage andauerte. Noch heute finden sich in der Stadt Murten Spuren der burgundischen Kanonenkugeln. Zudem wird vermutet, dass die französische Kirche von Murten damals abgebrochen wurde, um mehr Steine für die Verteidigung gewinnen zu können. Am 22. Juni 1476, zu dieser Zeit noch ein religiöser Feiertag, ging Karl der Kühne laut der Legende davon aus, dass die Schweizer Truppen nicht kämpfen würden. Doch weit gefehlt: Die Eidgenossen überraschten den Gegner und fügten ihm eine vernichtende Niederlage zu. Von dieser Niederlage erholte sich Karl der Kühne militärisch gesehen nie mehr komplett. Daher auch die bekannten Worte: «Bei Grandson das Gut, bei Murten den Mut, bei Nancy das Blut.»
1798: Angriff Napoleons
Der 5. März 1798 sollte ein entscheidender Tag in der Geschichte Berns werden. Im Grauholz, dort wo sich heute die Autobahn ihren Weg durch den Wald bahnt, trafen die Truppen Berns auf diejenigen Frankreichs. Währenddessen kämpften die Berner auch in Neuenegg, unweit von Laupen gelegen, für ihre Stadt und gegen den feindlichen Ansturm. Im Grauholz war die Schlacht aufgrund der zahlenmässigen Überlegenheit schnell zu Gunsten der Franzosen entschieden. In Neuenegg hingegen, wurden die Angreifer in die Flucht geschlagen. Weil aber die Stadt Bern in der Zwischenzeit schon kapituliert hatte, waren weitere Abwehrversuche vergebens. Bern wurde nun also endgültig von den Franzosen um Napoleon Bonaparte eingenommen. Farbige Strassenschilder in der Stadt Bern (aus Gründen der Orientierung nach feuchtfröhlichen Abenden) und eine geplünderte Berner Staatskasse sind einige der Spuren der Geschehnisse vor über 200 Jahren. Wieso die Franzosen auch die Berner Bären gestohlen haben, lässt sich auf der Stadtführung «Dr Franzos» in Erfahrung bringen. Ein echtes Highlight für Geschichtsfans!
1802: Stäcklikrieg
Einen Krieg mit blossen Händen und mit nichts mehr als «Stäckli» (Knüppeln) zu führen – heute unvorstellbar. Genau solche Szenen spielten sich aber von August bis Oktober 1802 in Bern ab. Am Aargauerstalden, unterhalb vom Rosengarten und vor den Toren der Berner Altstadt gelegen, standen sich die Helvetische Republik und die Föderalisten aus den Kantonen gegenüber. Diese waren auf die Bewahrung der konservativen Werte und Aufrechthaltung der Traditionen bedacht und wollten die traditionelle kantonale Unabhängigkeit aufrechthalten. Die Helvetische Republik hingegen unterstützte die Ideen der französischen Revolution und setzte auf eine zentrale Regierung. Mit ihrem Willen und einem grossen Kampfgeist siegten die Föderalisten trotz finanzieller und zahlemässiger Unterlegenheit. Der Krieg ging als Stäcklikrieg in die Geschichtsbücher ein und markierte das Ende der helvetischen Republik. Nur wenige Monate später zogen die französischen Truppen auf Anweisung von Napoleon aus der Schweiz ab und die Diskussionen über die Ausrichtung der Schweiz starteten erneut.
1847: Sonderbundskrieg
Es waren bis heute (glücklicherweise) die letzten Kriegshandlungen auf Schweizer Boden. Im November des Jahres 1847 kämpfte der Schweizer Sonderbund (Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Zug, Freiburg und Wallis), welcher sehr konservativ eingestellt war, gegen die liberalen Kantone der Schweizer Eidgenossenschaft. Bern als wichtiger Teil der Eidgenossenschaft beteiligte sich an den Kriegshandlungen an verschiedenen Orten in der Schweiz. Grund für den Bürgerkrieg waren die gegensätzlichen Meinungen darüber, welchen Weg die Schweiz in Zukunft einschlagen sollte. Trotz Verlusten auf beiden Seiten gab der eidgenössischen Befehlshaber Henri Dufour, folgende für die Geschichte der Schweiz wegweisende Worte von sich: «Wir müssen aus diesem Kampf nicht nur siegreich, sondern auch ohne Vorwurf hervorgehen.» Anhand dieser Aussage lässt sich der spätere Umgang mit den Besiegten erkennen, welcher sehr respekt- und würdevoll war. Damit war der Grundstein für Gespräche und die Gründung des Bundesstaates im Jahre 1848 gelegt. Die verfeindeten Kantone rückten trotz unterschiedlicher religiöser Auffassungen immer näher zusammen und die Bundesverfassung mit der Gewaltentrennung (Legislative, Exekutive und Judikative) wurde eingeführt.
1848: Bern wird zur Bundesstadt der Schweiz
Oftmals geht vergessen, dass die Schweiz mit der Stadt Bern nicht über eine offizielle Hauptstadt, sondern über eine Bundesstadt verfügt. Der Name «Bundesstadt» wurde bewusst so gewählt, weil er das Gleichgewicht zwischen den Kantonen betont. Die Bundesstadt Bern nimmt die Funktion eines politischen Zentrums innerhalb der Schweiz ein. Bei der Wahl zur Bundesstadt im Jahre 1848 konnte Bern unter anderem auf eine breite Unterstützung in den französischsprachigen Kantonen zählen. Die zentrale Lage Berns war und ist bis heute ein grosser Vorteil. Zudem stellte die Stadt Bern der Eidgenossenschaft das benötigte Grundstück für den Bau des Bundeshauses kostenlos zur Verfügung – eine Entscheidung, die in der Stadt selbst nicht nur auf Zustimmung stiess. In beiden parlamentarischen Kammern (National- und Ständerat) setzte sich Bern schlussendlich gegen Zürich, Luzern und Zofingen durch. Wer mehr über diese bedeutende Geschichte herausfinden will, bucht am besten einen Platz in der Stadtführung «1848 – Bern wird Bundesstaat».
Die dargestellten historischen Ereignisse wurden bewusst gekürzt und vereinfacht, um einen übersichtlichen Einblick in die Geschichte Berns zu geben. Dabei können Abweichungen oder Interpretationsunterschiede nicht ausgeschlossen werden.
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