Unsere Lieblingsbrockis
Vom Retro-Radio aus den 1950ern bis zum Kristallglas aus Grossmutters Vitrine: In einer guten Brockenstube können Schnäppchenjäger:innen wahre Schätze entdecken. Wir präsentieren: unseren Brocki-Guide!
Bärner Brocki, Lorraine
Die Bärner Brocki im Lorrainequartier ist ein grosses, professionell betriebenes, voll ausgestattetes Warenhaus. Es herrscht hier nicht nur beneidenswerte Ordnung, die Preise sind auch fix und fair. Kenner:innen klappern als erstes die Regale mit neuer Ware nach den schönsten Trouvaillen ab, bevor sich mit den Jagdtrophäen im Bistro «zytlos» Kaffee und Kuchen gegönnt wird. Die Bärner Brocki ist ausserdem ein vorbildlicher Arbeitsintegrationsbetrieb. So werden Gäste vorwiegend von Mitarbeitenden in Wiedereingliederungsprogrammen bedient. Zusätzlich trägt die Brocki mit saisonalen Anlässen wie dem Kürbisverkauf oder «Lädele u Raclette» (Einkaufen und Raclette) auch noch zu einem lebendigen Quartierleben bei.
Designbörse und Brockenstube Renoli, Weissenbühl
An der Seftigenstrasse 1 beim Eigerplatz verbirgt sich hinter einer unscheinbaren Fassade ein wahres Mekka für Design-Fans. Gut erhaltene Möbelstücke aus den 1960er- und 70er-Jahren stehen hier dicht gedrängt – vom «Horgen Glarus»-Klassiker über ausgefallenes Spielzeug bis zur Leuchtanzeige einer ehemaligen Postfiliale. Für kleinere Budgets bietet die Designbörse im Untergeschoss eine Brockenstube mit preisgünstigeren Trouvaillen. Inhaber Oliver Kathriner berät dabei auf unkomplizierte und humorvolle Weise. Mit seinem Umzugsunternehmen liefert er das Lieblingsobjekt bei Bedarf auch direkt nach Hause – wie praktisch! Mittendirin befindet sich ausserdem ein kleiner, stylischer Kleider-Secondhandshop.
Swiss Broc Brocante, Belp
Die Raritäten auf dieser über 500 Quadratmeter grossen Fläche des Swiss Broc Brocante werden sorgfältig ausgesucht und passend zusammengestellt, was das Herumstöbern sehr angenehm macht. Vom verschnörkelten Goldspiegel über Fonduepfannen bis zum antiken Wanderstock, hier bleibt kaum ein Punkt auf der Einkaufsliste offen. Im unteren Stock findet sich manch schmucke Antiquität, die vom Besitzerpaar der Brockenstube bei den jährlichen Ausflügen nach Frankreich entdeckt wurde. Übrigens: Ein fixer Teil der monatlichen Einnahmen wird an die Stiftung Sunshine Kiev Kids in der Ukraine gespendet. Ein Grund mehr, in dieser Brocki nach Schätzen zu suchen.
Brockishop, Loryplatz
Wer nur kurz einen Blick in die Brocki des Blauen Kreuzes am Loryplatz wirft, lässt sich einfach täuschen. Auf den ersten Blick dominieren zwar Haushaltsgegenstände, weiter hinten wartet aber eine grosse Auswahl an Bildern, Textilien – und im Keller ein ansehnlicher Fundus an Möbeln. Hier zu Stöbern macht besonders Spass, weil nicht alles schon perfekt sortiert ist. Gute Augen und ein klein wenig Gespür sind also von Vorteil. Auch über die Preise kann nicht geklagt werden. Gut zu wissen: Auch hier unterstützt der Einkauf einen guten Zweck. Mit dem Gewinn finanziert das Blaue Kreuz seine Angebote in den Bereichen Prävention, Beratung und Integration.
Rosa Brockenhaus, Wyler
Diese Brocki sieht zwar auffällig aus (das Haus ist wirklich rosa), aber weil es nicht direkt an einer Hauptverkehrsachse liegt, lässt es sich hier in aller Ruhe «Schnöigge» (Stöbern) und «Gänggele» (Einkaufen). Der «Brockigroove» ist richtig spürbar – es darf auch mal in einer Kiste gewühlt werden und hier und da droht ein Schatz fast unterzugehen. Das stachelt wahre Brocki-Fans richtig an! Nicht alles ist in perfektem Zustand, aber das macht nichts – mit ein bisschen Charme können die Preise mit dem umgänglichen Betreiber ausgehandelt werden. Tipp für Studierende: Nach Vorweisen des Studierendenausweises gibts Rabatt auf den Einkauf!
Hiob Brockenstube, Bümpliz
Bümpliz hat vermutlich die höchste Brocki-Dichte Berns, und die Hiob-Brockenstube ist sozusagen das Herzstück davon. In der riesigen Halle finden Gebrauchtwarenfreund:innen fast alles Erdenkliche. Funky Möbelstücke aus den 1960ern gehören ebenso dazu wie eine grosse Auswahl an Sportgegenständen. Oder sollen es doch lieber farbenfrohe Secondhandkleider oder gar ein komplettes Geschirrset sein? Die Vielfalt macht es aus: Hier lässt sich problemlos ein gesamter Haushalt zusammensuchen.
Das kleine Bröckli, Lorraine
Miriam Jebli hat sich mit dem kleinen Bröckli einen Ort für Liebhaber:innen des Shabby Chic erschaffen. Die sympathische Inhaberin reist selber regelmässig nach Frankreich und bringt von dort edle Stücke in die Berner Lorraine, oder sie restauriert und gestaltet gefundene Schätze gleich selbst. Hübsch arrangierte Deko-Gegenstände und Geschirr lassen die Möbelstücke im besten Licht erscheinen. In einem kleinen Raum sind antike Spiegel und Kommoden ausgestellt, aber auch moderne Designklassiker finden sich hier. Wie der Name sagt, gehört das Bröckli zu den kleineren Geschäften, ein regelmässiger Besuch lohnt sich hier also umso mehr.
Bücher-Brockenhaus, Altstadt
«Bücher nicht ins Altpapier!», ruft uns diese Brocki zu. Hier sind fertig gelesene Bücher wunderbar aufgehoben. In der Bücherbrocki an der Rathausgasse 30 finden Leseratten Berge an Lesefutter. Die Beratung ist fachkundig und freundlich, die Preise günstig und die Bücher ordentlich nach Themen sortiert. Im Kinder-Bücherland schlagen die Herzen von kleinen Bücherwürmern dank zahlloser Bilder-, Kinder- und Jugendbücher höher. Und in Alibabas Bücherhöhle kostet jedes Buch nur 2 Franken. Kurz: Hier vergessen Bücherfans schnell mal die Zeit.
Weitere Brockis in Bern
Nebst unseren Lieblingen gibts natürlich noch unzählige weitere Brockis in Bern. Wer vom Secondhand-Fieber gepackt wurde, findet hier eine (nicht abschliessende) Liste mit weiteren Orten, wo nach Herzenslust gestöbert werden kann.
Interbroc Lanzenhäusern
Hiob International Breitenrain-Quartier
Hiob Brocki Worblaufen
Im Quadrat Zollikofen
Aare Fundgrube Monbijou
Eigerplatz Brocki Eigerplatz
Monbijou Brocante Monbijou
Bücher Brocky Länggasse
La trouvaille Münsingen und Berner Altstadt
Emmaüs Brockenhaus Bümpliz
Heilsarmee Brocki Bethlehem
Brockenreich Köniz
Sechs Tipps für Brocki-Fans
Noch nicht Profischnäppchenjäger:in oder Brocki-Spezialist:in? Kein Grund zur Sorge: Mit diesen sechs Tipps findet sich bestimmt das neue Lieblingsstück!
- Immer wieder gehen
Regelmässigkeit ist das Zauberwort. So erzwingen Schnäppchenjäger:innen und Sammelnde ihr Glück, kennen das Sortiment und sehen, wenn etwas Neues eingetroffen ist. Ausserdem lässt es sich bei häufigen Besuchen im besten Fall mit den Brockibetreibenden Freundschaft schliessen und sich so einen entscheidenden Vorteil sichern, wenn mal etwas ganz Bestimmtes auf der Einkaufsliste steht.
- Eine Einkaufsliste führen
Wer planlos in der Brocki herumstreunt, läuft Gefahr, zwar wunderbare, aber auch völlig unnötige Gegenstände zu kaufen. «Gänggele» (Kleinigkeiten einkaufen) ist zwar schön, kann aber auch gefährlich sein (fürs Portemonnaie und die Ordnung daheim). Für gezielte Brockitouren empfiehlt es sich deshalb, eine Liste zu führen mit Gegenständen, die angeschafft werden sollen: So macht das Brockistöbern nicht nur Spass, sondern auch Sinn.
- Raus aus der Stadt
Was hier top ist, ist anderswo flop. Deshalb lohnt es sich, die Stadt zu verlassen. Denn ausserhalb der ausgetretenen (Hipster-)Pfade ist die Chance auf ein wahres Schnäppchen viel grösser (der verkannte 60s-Sessel, die hier schon längst wieder hippe Trainerjacke). Auto ausleihen (wer es auf die grossen Stücke abgesehen hat), Tagesausflug einplanen, Brockis in der Umgebung googlen und hopp!
- Öffnungszeiten checken
Brockis auf dem Land haben zwar die besten Trouvaillen, aber häufig auch unmögliche Öffnungszeiten («immer am zweiten Freitag im Monat von 14:00 bis 15:30 Uhr»). Deshalb unbedingt vor dem Besuch die Öffnungszeiten überprüfen! Für ambitionierte Brocki-Fans empfiehlt es sich sogar, eine Liste zu führen oder die Zeiten im Kalender einzutragen.
- Geben und Nehmen
Brockis leben von Warenspenden. Auch einmal etwas in eine Brockenstube zu bringen, entlastet nicht nur die eigenen vier Wände, es ist auch eine gute Tat. Zudem ist es weniger umständlich und aufwändig, als alles einzeln auf Tutti, Ricardo und Co. zu verkaufen. Und in manchen Brockis gibts sogar ein Dankeschön, bei der Bärner Brocki beispielsweise in Form eines Getränkegutscheins.
- Fotografieren statt kaufen
Für wahre Brocki-Fans ist die Entdeckung die halbe Miete. Aber muss auch die 15. Tasse wirklich heimgeschleppt werden? Warum nicht ab und zu eine Trouvaille einfach fotografieren und sich darüber freuen, dass es so schöne Sachen gibt?