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Grosse Bühne für Nerd-Kultur: Weshalb das Herofest perfekt zu Bern passt

Publiziert: 17.09.2025

Was 2017 einst klein begann, ist heute eines der grössten Festivals für Gaming-, Cosplay- und Fantasy-Kultur der Schweiz: das Herofest. Vom 3. bis 5. Oktober 2025 trumpft das Event mit einem grossen Mittelaltermarkt, Sinfonie-Konzerten und Robo-Fights auf. Das Bernexpo-Areal wird erneut zum Treffpunkt für tausende Fans. Im Interview spricht Herofest-Mitgründer Cédric Schlosser über die Leidenschaft hinter dem Event, die Rolle von Bern – und warum auch Besuchende ohne Kostüm und Controller dazugehören können.

10 Fragen und 10 Antworten

1. Was bedeutet Ihnen das Herofest persönlich?

Das Herofest ist für mich der Inbegriff einer Community, die im Alltag oft im Hintergrund bleibt – Menschen, die Games, Fantasy und Nerd-Kultur lieben. Viele tauchen tagtäglich in diese Welt ab, leben ihre Begeisterung aber meist für sich. Am Herofest treffen sich 25’000 Gleichgesinnte, um diese Leidenschaft gemeinsam zu feiern. Für mich ist das die bernische Kulmination dieser Szene – spürbar in jeder Ecke des Events.

2. Was ist das für eine Stimmung – was für ein Vibe herrscht am Herofest?

Die Atmosphäre ist ausgesprochen freundschaftlich. Man spürt sofort: Alle sind hier, um gemeinsam Spass zu haben. Es erinnert an ein Musikfestival, man erkennt sofort, wer dazugehört. Doch statt Party stehen hier eher das Ausprobieren und das gemeinsame Erleben im Mittelpunkt. Das Herofest ist ein Ort, an dem Hobbies mit echter Leidenschaft und grossem Engagement gelebt werden. Der Vibe ist entspannt, aber gleichzeitig geprägt von einer grossen Ernsthaftigkeit. Viele verkleiden sich, schlüpfen in ihre Rollen, präsentieren stolz ihre selbstgebauten Roboter oder sammeln Karten.

Und: Das Herofest ist ein «Safe Space». Jede:r darf so sein, wie er oder sie will. Ob schrilles Cosplay oder ausgefallenes Hobby – hier wird nicht belächelt, sondern bewundert. Natürlich gibt es auch kompetitive Momente. In der «SwitzerLAN» mit über 2’300 PCs ist der Ehrgeiz spürbar, ebenso bei Turnieren rund um «Magic», «Yu-Gi-Oh!» oder «Pokémon». Doch für die meisten zählt vor allem eines: das gemeinsame Erlebnis.

3. Das Herofest soll dieses Jahr ganz besonders werden, wie man hört…?

Der Event existiert seit 2017. 2025 wird er so gross wie nie zuvor. Mit der neuen Festhalle wachsen wir um rund 50 Prozent. Neu wird auch der Aussenbereich zwischen den Hallen bespielt – unter anderem mit einem grossen Mittelaltermarkt, den wir gemeinsam mit dem Greenfield-Festival inszenieren. Diese «Mittelautomation» verbindet die Hallen auf ganz eigene Weise. Besonders stolz sind wir auf das neue Konzertformat: In einem Teil der neuen Festhalle finden am Freitag und Samstag zwei grosse Shows statt. Auf der Bühne steht das Sinfonieorchester Helvetic Pik aus Lausanne, welches originale «World of Warcraft»-Musik spielt.

Solche Konzerte feiern derzeit in der ganzen Schweiz Erfolge, etwa im KKL Luzern oder im Hallenstadion Zürich. In Bern fehlte dieses Angebot bisher – das Herfofest bietet nun den perfekten Rahmen: tagsüber vielfältige Erlebnisse, abends ein emotionales musikalisches Finale.

Das Herofest kehrt zurück – unter dem Motto «Bigger, better, stronger». Vom 3. bis 5. Oktober 2025 wird das Bernexpo-Gelände zur Bühne für Cosplay, Gaming, E-Sports und Fantasy-Kultur. Mit erweitertem Gelände, einem 3’000 Quadratmeter grossen Mittelaltermarkt und erstmals eigenen Konzerten bietet das Herofest ein Wochenende voller Highlights – für eingefleischte Fans ebenso wie für neugierige Neulinge.

4. Weshalb passt Bern als Austragungsort so gut zu diesem Eventformat?

Mitentscheidend ist die Lage: Bern liegt im «Härz» (Herzen) der Schweiz. Das vereinfacht nicht nur die Anreise, sondern auch den kulturellen Austausch. Auch in der Gaming- und Fantasy-Szene treten Romandie und Deutschschweiz oft getrennt auf und das Herofest bringt beide Sprachregionen zusammen. Dazu kommt die Kulisse: Die Altstadt, das historische Flair – Bern wirkt wie gemacht für ein Festival mit Fantasy-Elementen, Cosplay und Mittelaltermarkt. Es passt nicht nur praktisch, sondern auch atmosphärisch.

Und wer genauer hinschaut, erkennt noch einen weiteren Punkt: Bern ist ein Technologiestandort. Bereiche wie Medtech, IT oder Engineering sind stark vertreten – und viele Besucher:innen des Herofests arbeiten genau in solchen Feldern. Auch deshalb passt Bern perfekt zu diesem Event.

5. Was macht das Bernexpo-Areal für euch zur idealen Location?

Ein grosser Pluspunkt ist natürlich die neue Festhalle, welche mehr Platz bietet. Wachstum ist nur möglich, wenn die Infrastruktur mitzieht. Ohne Raum bleiben Events stehen. Die neue Halle eröffnet uns viele Möglichkeiten. Wichtig ist für uns dabei vor allem der Cube. Dort gibt es eine fix installierte Bühne und eine riesige LED-Wand. Für die Planung des Herofests ist dies ein wahrer «Gamechanger». In den letzten Jahren mussten wir aufwendig Bühnen in der Haupthalle aufbauen und am Abend alles sichern oder aufwändig absperren. Jetzt können wir den Cube separat bespielen. Dort haben wir Platz für 1’200 Personen – genau richtig für unsere Konzertformate am Abend. Wir brauchen keine Arena, sondern einen passenden, stimmungsvollen Rahmen.

Ein weiterer Vorteil: der Aussenbereich zwischen den Hallen. Er schafft einen natürlichen Übergang von der Festhalle zur anderen Halle gegenüber. Und noch ein Detail zum Schmunzeln: Wir planten dort ursprünglich eine Fantasy-Kulisse mit Düster-Wald. Auf den Visualisierungen sah das perfekt aus. In der Realität stehen dort allerdings noch junge Bäumchen, von Schatten keine Spur. Für den Wald reicht’s (noch) nicht ganz. Aber wer weiss: In 15 Jahren entsteht dort vielleicht ein echter Zauberwald.

6. Wie wichtig ist die Nähe zur Altstadt und zur Innenstadtinfrastruktur für euren Event?

Die kurzen Wege in Bern sind definitiv ein Vorteil. Auch wenn der aktuelle Umbau der Kornhausbrücke gewisse Einschränkungen mit sich bringt. Grundsätzlich aber profitieren wir stark von der kompakten Stadtstruktur. Vor allem für Cosplayer:innen ist die Altstadt ein Highlight. Wer sich aufwendig verkleidet, will das festhalten – und Bern bietet mit den historischen Gassen die perfekte Kulisse für unvergessliche Fotos. Viele nutzen die Gelegenheit und machen vor oder nach dem Herofest einen Abstecher in die Stadt. Wer tiefer in der Szene drin ist, bleibt oft länger und entdeckt die Stadt rund um das Festival. Besonders auch die Nähe zu guten Restaurants und Bars ist ein Plus.

Ein Ziel des Herofests ist es, den Aufenthalt in Bern auf zwei oder drei Tage auszudehnen. Bei der «SwitzerLAN» ist das schon Realität: Rund 2’000 Teilnehmende übernachten während vier Tagen in der Stadt. Mit dem Wachstum des Herofests möchten wir diesen Effekt verstärken – hin zu einem Festivalerlebnis, das über einen ganzen Tag hinaus begeistert.

7. Welche Rolle spielt Bern für euch im Bereich Community-Building und in der Szene-Verankerung?

Eine ziemlich grosse. In Bern gibt es viele Treffpunkte, die unsere Szene das ganze Jahr über beleben: die «Zockbar» in der Marktgasse, das «Erupt» im Bahnhof oder Orte wie die «Zwergenschmiede» und das «Drachennest» – letzteres ist eine echte Institution für Pen-and-Paper-, Brett- und Kartenspiele. All das zeigt: Die Szene ist in Bern präsent und aktiv.

Auch wenn das Herofest nationaler wird, bleibt Bern unsere Basis. Ein grosser Teil der Besucher:innen kommt weiterhin aus dem Kanton. Rund 95 Prozent der Besucher:innen stammen aus der Schweiz – internationale Gäste sind noch die Ausnahme. Wer von weiter her anreist, gehört meist zur Hardcore-Community.
Langfristig ist das Ziel, vermehrt noch Besucher:innen aus den Agglomerationen rund um Basel, Zürich, Luzern, Lausanne und Freiburg anzusprechen.

8. Was sind die grössten Herausforderungen bei der Organisation eines Events dieser Grösse?

Die grösste Herausforderung ist ganz klar: den Besucher:innen jedes Jahr etwas Neues, Spannendes zu bieten. Einerseits brauchen wir genügend tolle Aussteller und Attraktionen, andererseits müssen wir die Community immer wieder neu begeistern. Auch jene, die bereits mehrmals da waren. Die Frage lautet: Wie schaffen wir es, dass jemand sagt: «Ich war schon drei Mal da – aber dieses Jahr komme ich wieder»?

Dazu kommt – wie bei allen Events – das Thema Budget. Viele Probleme liessen sich mit mehr Mitteln lösen. Doch je enger das Budget, desto schneller werden Kleinigkeiten zu echten Hürden. Das kennt wohl jede:r Veranstalter:in. Und manchmal würden wir uns vonseiten der Behörden etwas mehr Unterstützung für unsere Vorhaben wünschen. 2025 haben wir ein besonders vielfältiges Programm mit vielen Highlights. Zum Beispiel eines der ersten grossen Roboter-Camps mit Studierenden, die selbstentwickelte Maschinen präsentieren. Aber es ist ein Kampf um Aufmerksamkeit, inmitten zahlreicher Freizeitangebote…

9. Wo soll die Reise mit dem Herofest noch hingehen? Welche Ziele habt ihr?

Unser Ziel ist klar: Wir wollen uns vollkommen auf das Erlebnis vor Ort konzentrieren. Jedes Jahr soll etwas Überraschendes, etwas richtig Krasses passieren – etwas, das in Erinnerung bleibt. So dass die Tickets jedes Jahr ausverkauft sind. Wir wollen nicht endlos wachsen. Unser Fokus liegt auf Qualität, nicht auf Quantität. Und die Besucher:innen sollen mit einem Strahlen im Gesicht nach Hause gehen. Unsere Vision ist, dass sich die Leute ihr Ticket holen, weil sie wissen: Das Herofest liefert. Immer.
Die Community ist anspruchsvoll und das ist gut so. Genau das spornt uns an. Wie bei einer Tomorrowland-Bühne oder einer Defqon1-Show: Du weisst, es wird spektakulär, auch wenn du noch nicht weisst, was genau dich erwartet. Diese Vorfreude möchten wir schaffen.

10. Ist das Herofest auch für Menschen geeignet, die sich selbst nicht als Teil der Szene sehen?

Auf jeden Fall. Die Community ist offen, herzlich und gastfreundlich. Die Hardcore-Fans prägen zwar die Atmosphäre – aber ein grosser Teil der Besucher:innen sind ganz «normale» Menschen, die einfach Lust auf etwas Neues haben. Am Sonntag findet etwa der Family Day statt – aber auch Paare oder Freundesgruppen ohne Szene-Bezug sind herzlich willkommen. Das Beste: Fast alle Attraktionen vor Ort kann man kostenlos ausprobieren. Ob Spiele, Kreativstände oder Shows – es gibt viel zu entdecken. Nintendo ist mit einem grossen Stand vor Ort, ebenso über 70 Künstler:innen und rund 30 Schweizer Game Studios. Es ist wirklich für alle etwas dabei, sogar für Grosseltern.

Manche verspüren vielleicht eine gewisse Hemmschwelle. Doch eigentlich ist es wie beim Besuch des Pferdezelts an der BEA: Auch wenn du nicht reitest, hast du Freude an den Tieren. Und genauso ist es am Herofest – man muss nicht «nerdig» sein, um Spass an Robotern zu haben.