Chittipat Tongprasroeth, Königlich Thailändische Botschaft
Das jährlich stattfindende Thai-Fest in Bern ist für den Botschafter Chittipat Tongprasroeth jeweils ein Highlight. In seinem Portrait erfahren Sie, was er an der Natur seiner Heimat vermisst und welche drei Schweizer Eigenschaften ihn am meisten beeindrucken.
Artikel veröffentlicht im Infoletter August 2024.
Chittipat Tongprasroeth ...
... ist seit April 2022 Botschafter der Königlich Thailändischen Botschaft in der Schweiz, im Fürstentum Liechtenstein sowie am Heiligen Stuhl.
... erkundet in seiner Freizeit gerne Bern und hegt eine Passion für die Natur.
10 Fragen an Chittipat Tongprasroeth
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Als thailändischer Botschafter bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, dem Fürstentum Liechtenstein und dem Heiligen Stuhl ist es meine Hauptaufgabe, die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen Thailands wirksam zu vertreten und das Wohlergehen der rund 30’000 in der Schweiz lebenden Thailänder:innen, von denen viele die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, zu schützen.
Angesichts der beträchtlichen Grösse der thailändischen Gemeinschaft hierzulande haben wir das Privileg, mit mehr als 20 thailändischen Vereinen und Verbänden in der ganzen Schweiz zusammenzuarbeiten, die in der Freiwilligenarbeit aktiv sind. Sie widmen ihre Freizeit oft der Aufgabe, anderen Thailänder:innen bei der Eingewöhnung und der nahtlosen Integration in die Schweizer Gesellschaft zu helfen und dem thailändisch-schweizerischen Nachwuchs die thailändische Sprache und Kultur zu vermitteln. Ihre bewundernswerte Arbeit ist ein echter Gewinn für das Wohlergehen der Gemeinschaft und für die Erhaltung der thailändischen Kultur. In meinen Augen sind sie hier die wahren Botschafter.
Auf welche Projekte freuen Sie sich im Moment besonders?
Da muss ich von einem Anlass sprechen, der bereits in der Vergangenheit liegt: Mein persönliches Highlight ist das jährlich stattfindende Thai-Festival, um Thailand den Schweizer:innen und Expats näher zu bringen. Der anhaltende Erfolg unserer Vorzeigeveranstaltung hat uns dazu veranlasst, in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen zu feiern. Das Wochenendfestival zieht 7’000-10’000 Menschen aus dem ganzen Land an. Die Besucher konnten verschiedene Aspekte der thailändischen Küche, kulturelle Darbietungen, Muay Thai (Thai-Boxen) Demonstrationen und Nuad Thai (Thai-Massage) kennenlernen.
Ein weiteres Projekt, an dem ich mit anderen Botschaften der Länder Asiens und des Pazifiks mit Freude arbeite, ist ein Filmfestival, das für Januar/Februar 2025 geplant ist. Wir hoffen, dass wir mit diesen Filmen ein breites Publikum ansprechen und unsere vielschichten Kulturen aufzeigen können.
Was hat Sie bei Ihrer Ankunft in Bern am meisten überrascht?
Ich sage oft, dass man die Lebensbedingungen der Bevölkerung am besten beurteilen kann, wenn man beobachtet, wie sich die Menschen fortbewegen und wie der tägliche Verkehr abläuft. Ich bin erstaunt, dass hier in Bern alle Arten von Fahrzeugen – Trams, Busse, Autos, Roller und Fahrräder – reibungslos und harmonisch auf der gleichen Strasse verkehren.
Unglaublich ist auch, wie gut das Verkehrsnetz sowohl in Bezug auf das Zeitmanagement als auch die physische Infrastruktur ausgelegt und verknüpft ist. Meine Frau und ich geniessen die Pünktlichkeit und Vorhersehbarkeit der Bernmobil-Dienstleistungen sehr, wenn wir ausserhalb der Arbeitszeiten Bern erkunden.
Wie war Ihr erster Eindruck von Bern?
Was mich hier wirklich beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie die Schweizer das Konzept des «Knowledge Sharing» in die Praxis umgesetzt haben. In Bern, und wahrscheinlich auch in anderen Gegenden der Schweiz, gibt es öffentliche Bücherschränke, in denen die Menschen Bücher, die sie nicht mehr brauchen, anderen zur Verfügung stellen, um ihr Wissen weiterzugeben und zu teilen. So entsteht eine Gesellschaft des Gebens und Nehmens, was ich bewundernswert finde.
Gibt es etwas, das Sie aus Ihrem Heimatland vermissen und wenn ja, was?
Meer, Sand und Sonne sind das, was ich wahrscheinlich am meisten vermisse. Thailand ist bekannt dafür, einige der besten Strände der Welt zu haben, mit atemberaubendem weissen Sand und kristallklarem Wasser. Die Schweiz verfügt jedoch auch über beeindruckende Gewässer wie den Thunersee oder die Aare in der Stadt Bern.
Was gefällt Ihnen an Bern am besten?
Was mir an Bern besonders gefällt, ist die Balance zwischen Ruhe und Lebendigkeit. Die jüngeren Generationen sind da vielleicht anderer Meinung. Wenn man aus Bangkok kommt, wo Tag und Nacht das Leben pulsiert, ist Bern natürlich eine ruhigere und friedlichere Stadt. Trotzdem hat Bern das ganze Jahr über eine Vielzahl von spannenden Aktivitäten in der Natur zu bieten. Einige der Highlights, die ich geniesse, sind der jährliche Zibelemärit (Zwiebelmarkt) im November, das renommierteste Musikfestival der Schweiz, das «Gurtenfestival», und natürlich unser Thai-Festival, auf das wir sehr stolz sind!
Mein Insider-Tipp in Bern ist...
... ganz sicher der beliebte Berner Hausberg Gurten. Da mein Wohnort in der Nähe der Mittelstation der Gurtenbahn liegt, ist mein Geheimtipp der Rundweg, der von Grünenboden hinauf zum Gipfel (Gurten Kulm), über Gurtendorf und Spiegel zurück zur Mittelstation führt. Von diesem Rundweg aus haben Sie einen atemberaubenden Panoramablick auf die berühmten Gipfel des Berner Oberlandes, den Flughafen, das Bundeshaus, die historische Altstadt von Bern und den Jura. Der gesamte Weg ist etwa fünf Kilometer lang und mit etwas Glück können erstaunliche Wildtiere, wie Rehe, Füchse und viele Vogelarten beobachtet werden.
Was wissen Sie bereits, was Sie vermissen werden, wenn Sie Bern verlassen?
Seit meinen ersten Tagen in Bern habe ich mich in verschiedene Schweizer Produkte verliebt. Mein Favorit ist «Rivella». Jetzt gibt es sogar eine noch bessere, vegane Variante, obwohl ich nach wie vor ein Fan des ursprünglichen roten Rivella bin. Ich liebe den erfrischenden Geschmack und hoffe, dass der Hersteller in Erwägung zieht, das Getränk in weitere asiatische Länder, insbesondere Thailand, zu exportieren.
Welche Schweizer Persönlichkeit beeindruckt Sie am meisten?
Eigentlich sind es vor allem Schweizer Persönlichkeitsmerkmale, die tief in der Schweizer Erziehung verwurzelt sind, die mich beeindrucken. Es gibt drei Schlüsselelemente, die für mich hervorstechen:
Achtung vor dem Gesetz
Selbstdisziplin
Liebe/Leidenschaft für die Natur
Diese Eigenschaften unterscheiden die Schweizer:innen nicht nur von anderen, sondern tragen auch zu einer harmonischen Gesellschaft und zur Zufriedenheit mit der Lebensqualität im Land bei.
Von wem möchten Sie als nächstes etwas erfahren?
Claudia FONSECA BUZZI, Botschafterin von Brasilien (das Portrait wird im nächsten Infoletter publiziert).
Kontakt Chittipat Tongprasroeth
E-Mail: chittipat.t@mfa.go.th
Twitter: @ThaiEmbassyBern
Instagram: thaiembassybern
Facebook: ThaiEmbBern
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